Strommärkte:
Komplexe Systeme zur Erhaltung des Gleichgewichts von Angebot und Nachfrage
Strom wird gehandelt wie andere Waren auch – Kraftwerke erzeugen und verkaufen ihn an Großkunden und Stromhändler. Die wiederum verkaufen ihn weiter an lokale Energieversorgungsunternehmen und/oder den Endkunden. Anders als andere Waren kann Strom nur schlecht gespeichert und nicht beliebig transportiert werden, womit die Märkte speziellen Bedingungen unterworfen werden. Die Sicherstellung des Gleichgewichts von Erzeugung und Nachfrage erfordert ein teils komplexes Marktsystem.
Die Märkte im Wandel
Durch den steigenden Anteil dargebotsabhängiger Einspeisung ändern sich auch die Marktstrukturen in vielerlei Hinsicht. Etabliert ist der Day-Ahead-Markt, bei dem reine Wirkleistung mindestens einen Tag im Voraus gehandelt wird. Zusätzlich haben sich in den letzten Jahren andere Handelsformen entwickelt:
- Am Intra-Day-Markt kann noch bis kurz vor Lieferung gehandelt werden.
- In vielen Ländern nutzen Netzbetreiber Balancing Markets zum Ausgleich kurzfristig vorhersehbarer Planabweichungen.
- Am Regelenergiemarkt wird für unvorhersehbare Planabweichungen vorzuhaltende Kraftwerksleistung eingekauft.
- In manchen Ländern existieren zusätzlich Märkte für Blindleistung.
- In der Diskussion sind derzeit auch Kapazitätsmärkte, an denen statt eingespeister Energie die Vorhaltung von Kraftwerksleistung für Engpasszeiten vergütet wird.
Gemeinsame Potentiale nutzen: Die Bedeutung grenzüberschreitender Handelsflüsse wächst
Mit fortschreitender Kopplung der Strommärkte, bspw. im europäischen Raum durch die EU, steigt die Bedeutung grenzüberschreitender Handelsflüsse. Stromhandel zwischen benachbarten Ländern und die verfügbaren Handelskapazitäten haben großen Einfluss auf den Dispatch der verfügbaren Erzeugungsleistung, die Netzauslastung und damit auch die Integration erneuerbarer Energien. Ein Ausbau des internationalen Stromhandels ist darüber hinaus für die Nutzung dargebotsabhängiger Erzeugung von Vorteil, da räumliche Ausgleicheffekte besser genutzt und temporäre Überkapazitäten verkauft werden können. Besondere Bedeutung kommt dabei neuen Marktkopplungsverfahren zu. Beim Flow Based Market Coupling, mit dem eine stärkere Bindung des Handels an die tatsächlichen Netzverhältnisse erfolgt, können so beispielsweise die Netzkapazitäten optimal ausgenutzt werden, ohne die operative Sicherheit zu gefährden.
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